Kunden der Volksbank Südwestfalen wurden vor Weihnachten angeschrieben und darin die Bitte geäußert, für bestehende Baufinanzierungen Energieausweise vorzulegen, da dies eine „Aufforderung der Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht)“ sei. Die BaFin hat aber wohl nie eine solche Vorgabe formuliert. Darüber berichtet come-on.de (Märkischer Zeitungsverlag). „Die Bafin fordert Banken nicht dazu auf, von ihren Kunden nachträglich die Einreichung eines Energieausweises zu verlangen“, stellt Harald Hürter, Sprecher der Bankenaufsichtsbehörde, hier unmissverständlich klar. Auch andere Banken haben angekündigt, Energieausweise von Bestandkunden anzufordern. Daher ist dieser Bericht sicher auch von allgemeinem Interesse (der ganze ist Artikel hier zu finden).

Nach Recherchen des Märkischen Zeitungsverlags ist die Erstellung und Einreichung eines Energieausweises für bzw. bei der Bank also nicht verpflichtend. Dem Schreiben der Bank konnte das so jedoch nicht entnommen werden. Das räumte die Volksbank gegenüber der Zeitung auch ein. Die Option, einfach gar nichts zu tun, wurde nicht erwähnt. Ein Fehler, wie sich aus der Antwort der Volksbank auf die Anfrage der Zeitung ergibt.

Der Vorstandssprecher der Volksbank Südwestfalen, Roland Krebs, begründet die Nachfrage mit neuen europäischen und nationalen Vorschriften, denn die Banken seien bei Immobilienkrediten verpflichtet, nach einem Energieausweis zu fragen. Grundlage sei hier der „Green Deal“ der Europäischen Kommission, der auch die Energieeffizienz von Immobilien miteinschließt. So müssen Kreditinstitute mit mehr als 500 Mitarbeitern einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht erstellen. „Wir als Bank sind angehalten, entsprechende Daten zu beschaffen, auf deren Grundlage eine erste Aussage über die Nachhaltigkeit unseres Kreditportfolios getroffen werden kann“. Der Handlungsdruck liegt demnach nicht bei den Kunden, sondern den Banken.

Die Sparkasse an Volme und Ruhr, das größte Kreditinstitut in Lüdenscheid, plant nach derzeitigem Stand nicht, Energieausweise nachzufragen. Sprecher Volker Schnippering erklärte gegenüber der v.g. Zeitung: „Wir suchen derzeit nach anderen Wegen, um die Vorgaben umzusetzen.“

Der Vorstandssprecher der Volksbank Südwestfalen sieht hier, dass Bankenaufsicht und EU-Kommission Kreditinstitute instrumentalisieren, um „die Nachhaltigkeitstransformation in Wirtschaft und Gesellschaft maßgeblich mit voranzutreiben.“ Daraus ergäben sich nun „zunehmend Maßnahmen, die auf unser Geschäft mit unseren Mitgliedern und Kunden wirken“. Wohin die Reise geht, ist für den Volksbank-Chef auch schon klar: „Künftig werden Nachhaltigkeitskriterien umfänglich in Kreditvergabe-prozesse hineingreifen und perspektivisch auch Auswirkungen auf den Kreditzins nehmen.“  

Schon heute gibt es Institute, die bei Neufinanzierungsanfrage und besonders guten Energieklassen Zinsabschläge anbieten. Zinsaufschläge für energetisch „schlechte“ Objekte gibt es am Markt (noch) keine, jedoch schon erste Einreichstopps bei Objekten der schlechtesten Klasse (es sei denn, diese werden nachweislich auf eine bessere Klasse modernisiert). Bei künftigen Anschlussfinanzierungen müssen Kunden mit Objekten in niedrigen Energieeffizienzklassen demnach irgendwann einmal mit höheren Zinsen rechnen. Wann dies genau sein wird, ist aber noch nicht absehbar.

[Januar 2024]