Das Fachmagazin AssCompact berichtete über Frühjahrsgutachten der Immobilienweisen. Auf über 250 Seiten gibt das Frühjahrsgutachten der Immobilienweisen im Auftrag des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. einen Überblick über die Lage in der Immobilienwirtschaft.

Laut Gutachten dürfte die Materialknappheit in der Branche im Laufe des Jahres 2022 überwunden sein, sodass die Bautätigkeit insbesondere im Wohnungsbau nun weiter an Fahrt aufnehmen kann. Mit der konjunkturellen Erholung dürfte sich außerdem nach Einschätzung der Experten die Situation im Wirtschaftsbau verbessern. Kapazitätsengpässe und der Fachkräftemangel hemmen jedoch eine stärkere Expansion. Im Zusammenhang mit langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie knappem Bauland gehen die Immobilienweisen davon aus, dass der Nachfrageüberhang bestehen bleibt. Als Konsequenz werden sich Bauleistungen und Bauland und somit die Immobilien weiter verteuern.

Die Angebotsmieten für Wohnungen im Bestand sind auch im Jahr 2021 weiter gestiegen und haben durchschnittlich die Marke von 8,46 Euro pro m² erreicht. Die Erhöhung war mit +3,7% ähnlich dynamisch wie im Vorjahr, als der Zuwachs +3,1% betrug. Der deutlichste Mietanstieg war dabei in den Landkreisen in Westdeutschland zu verzeichnen.

Bei den Eigentumswohnungen hat die Kaufpreisrallye 2021 weiter an Fahrt aufgenommen. Im bundesweiten Mittel haben sich die Preise gegenüber dem Jahr 2020 um 14,3% auf 3.140 Euro pro m² erhöht. Dies bedeutet einen noch stärkeren Anstieg als im Vorjahr mit 11,2%. In Ostdeutschland haben die Preise dabei stärker zugelegt als im Westen der Republik.

Angesichts der Preisdynamik warnen die Immobilienweisen: „Die nochmaligen Anstiege und das enorme Niveau der Kaufpreise sind sowohl überraschend als auch durchaus beängstigend“, schreiben sie im Gutachten. „Von verschiedener Seite, so auch hier in den vergangenen Frühjahrsgutachten, wurden vernehmliche Warnungen ausgesprochen, die weiterhin und mit nochmals größerem Nachdruck wiederholt werden müssen.“

Mit Blick auf den Wohnungsbau sehen die Immobilienweisen eine zunehmende Nachfrage nach größeren Wohnungen. Vor diesem Hintergrund erklärt Prof. Dr. Harald Simons, Mitglied des Vorstands bei empirica, dass die Zahl der großen Haushalte mit drei und mehr Personen seit 2010 stärker gestiegen sei als die Zahl kleinerer Haushalte.

Dagegen konzentriere sich der Anstieg im Neubau ausschließlich auf kleinere Geschosswohnungen, wie Simmons weiter ausführt. Die Folgen seien gerade für einkommensschwache Familien drastisch. Denn in den Großstädten leben deutlich mehr als 40% aller einkommensschwachen vierköpfigen Familien beengt auf weniger als 80 m² Wohnfläche. Einem Fünftel steht sogar weniger als 65 m² zur Verfügung.

„Den Städten ist daher dringend anzuraten, zumindest ihre wohnungspolitischen Strategien zu überprüfen und Familien einen sehr viel größeren Stellenwert einräumen“, betont Simons. „Weder könnten es die Städte hinnehmen, dass die Familien die Städte verlassen, noch, dass die verbleibenden Familien derart beengt wohnen“, so Simons weiter. Derart beengte Wohnverhältnisse seien nicht nur in Zeiten von Home-Office und Homeschooling sozial- und wohnungspolitisch inakzeptabel.

Eine Zusammenfassung des Frühjahrsgutachtens 2022 gibt es hier. Inwieweit die Ukraine-Krise die Ergebnisse des Gutachtens verändern, lässt sich kaum abschätzen, aber die steigenden Energiekosten lassen eine Verschärfung von Preisanstiegen befürchten.

[März 2022]