Interhyp hat rund 2.200 Menschen zu ihrer Wohnsituation, ihren Wohnträumen und ihren Immobilienplänen befragt. Hier die Ergebnisse im Detail:

Durch die hohe Inflation und die sich ändernde Notenbankpolitik haben sich die Zinsen für Immobiliendarlehen seit Jahresbeginn verdreifacht von rund 1% auf über 3%. „Der Zinsanstieg bedeutet für Immobilienkaufende monatliche Mehrkosten von meist mehreren hundert Euro“, sagt Mirjam Mohr. Wer selbst eine Immobilie bauen möchte, leidet nicht nur unter den höheren Finanzierungskosten, sondern zusätzlich unter deutlich höheren Materialkosten, Materialknappheit und dem Fachkräftemangel. In Kombination mit den seit Jahren gestiegenen Immobilienpreisen wird der Immobilienkauf besonders in den Großstädten immer schwieriger.

„All diese Widrigkeiten auf dem Weg zur eigenen Immobilie haben Spuren in den Köpfen der Menschen hinterlassen. Während 2021 noch Torschlusspanik beim Immobilienerwerb herrschte, dominiert dieses Jahr das Gefühl: Ich habe den Zug verpasst“, erklärt die Expertin mit Blick auf die Ergebnisse der Wohntraumstudie.

Der Wunsch nach einem eigenen Zuhause ist zwar noch immer hoch – nimmt jedoch leicht ab. Aktuell geben weniger Menschen an, einmal in den eigenen vier Wänden leben zu wollen (68% vs. 72% im Vorjahr). 34% der Mieterinnen und Mieter würden gern in ihrer eigenen Immobilie leben, glauben aber, nicht über die finanziellen Möglichkeiten zu verfügen. Mirjam Mohr: „Vielen scheint der Traum eines eigenen Zuhauses schlichtweg nicht mehr möglich – oder eben nur noch auf dem Land“. Das untermauern die Ergebnisse. Das Interesse an ländlichen Wohnlagen ist zwar von 2019 bis 2021 gestiegen und seitdem konstant hoch geblieben. 57% der Befragten möchten aktuell am liebsten dörflich oder im Umland leben, 30% lieber in einer Klein- oder Mittelstadt wohnen, nur 13% in einer Großstadt. Jedoch ist das Land eher Mittel zum Zweck. Denn: die meisten befragten Stadtflüchtenden zogen aufs Land, um dort von günstigeren Wohnkosten zu profitieren. Konkret hat für 42% „günstigeres Wohnen“ eine Rolle für den Umzug gespielt. Für 30% war die mögliche Vergrößerung des Wohnraums ausschlaggebend, da man sich auf dem Land deutlich mehr Wohnraum zum gleichen Preis leisten könne. Vom Leben auf dem Land werden ebenso Ruhe, Entschleunigung, Unabhängigkeit und mehr Gestaltungsspielraum erhofft.

Einerseits sind die Wohnpreise auf dem Land erschwinglicher. Andererseits muss der Traum der eigenen vier Wände mit Kompromissen erkauft werden. 47% der Stadtflüchtenden sind zwar glücklich auf dem Land und möchten nicht mehr in die Stadt zurück. Genauso viele der Befragten sind jedoch nicht vollends begeistert vom Landleben und schließen einen Umzug zurück in die Stadt nicht aus (42%). Ihre Entscheidung bereuen 6%. Eigentümerinnen und Eigentümer, die in den vergangenen fünf Jahren aufs Land gezogen sind, sind zunächst weniger glücklich mit der Entscheidung für die eigene Immobilie. Mit längerer Wohndauer steigt jedoch die Zufriedenheit (von 48% auf 68% „sehr zufrieden“).

„Die Hürden des Landlebens sind oft größer als erwartet. Zudem braucht das Land einen langen Atem“, fasst Mirjam Mohr die Ergebnisse zusammen. 34% der Stadtflüchtenden bedauern, dass der Kontakt zu Freunden, Bekannten und Verwandten nachlässt. 29% der Befragten fehlt das kulturelle Angebot wie Kino oder Theater, 22% vermissen Abwechslung und Spontanität, 19% das vielfältige Konsumangebot.

Das größte Problem nach dem Umzug aufs Land bleibt laut Wohntraumstudie die Infrastruktur. 45% schildern Schwierigkeiten mit der Anbindung an den öffentlichen Verkehr und dass sie auf das Auto angewiesen sind. Fast jeder Dritte (27%) muss feststellen, dass eine viel anstrengendere Planung für Autofahrten und Erreichbarkeit notwendig ist. Für jeden Fünften (20%) hält die digitale Anbindung nicht mit den Städten mit. Eine weitere Erkenntnis der Stadtflüchtenden: die eigene Immobilie ist teils mit viel Arbeit verbunden. Laut Wohntraumstudie muss das Land aufgewertet und die bestehende Infrastruktur ausgebaut werden, damit es eine Alternative zur Stadt ist. Dazu zählen Kinderbetreuung und Bildung, die digitale Anbindung, mehr medizinische Versorgung und Kultur sowie die Güterversorgung mit Produkten, die über den täglichen Bedarf hinausgehen.

Unabhängig vom Wohnort haben die Befragten eine klare Vorstellung von der Wohnform und Größe. Das Einfamilienhaus gilt für 64% nach wie vor als beliebteste Hausform – unabhängig von politischen und umweltpolitischen Debatten. Es folgen auf den zweiten und dritten Plätzen der Beliebtheit das Landhaus, ein Bauernhaus oder ein Hof für 24% sowie der Bungalow für 21%. Alle Objekttypen versprechen Raum und Platz. Denn: am häufigsten wünschen sich die Menschen eine Wohnfläche zwischen 100qm und 150qm. Bei der Ausstattung denkt die Mehrheit in traditionellen Mustern. Die 3G, nämlich Garten (70%), Garage (68%) sowie Gäste-WC (67%) stehen noch immer hoch im Kurs und dürfen in keiner Immobilie fehlen.

Auch Zukunftsthemen rücken laut Wohntraumstudie in den Fokus. Obwohl die Studie vor dem Energiepreisschock durchgeführt wurde, wird eine energiesparende Isolierung als Schutz vor steigenden Energiepreisen als immer wichtiger gesehen. Wünschten sich 2021 noch 56% eine energiesparende Isolierung beziehungsweise ein Niedrigenergiehaus, ist der Wert 2022 bereits auf 62% gestiegen. Auch eine Solaranlage wird immer häufiger gewünscht (53% vs. 44% im Vorjahr).

„Die Werte zeigen: Energieeffizienz und Energiekosten werden immer relevanter und es gibt eine Kluft zwischen Wunsch und Realität“, erklärt Mirjam Mohr. So wünschen sich zwar 62% eine energie-sparende Isolierung, aber nur 15% haben eine solche. Auch eine Solaranlage, die sich jeder Zweite wünscht, ist lediglich bei 11% montiert.

[August 2022]